[13047] Das Lehrgedicht. Literatur als Didaktik [3.1]

Nicht drei literarische Gattungen gibt es, sondern vier: Lyrik, Drama, Prosa – und Didaktik. So unterteilt André Jolles noch in seiner Arbeit Einfache Formen von 1930. Das ist umso bemerkenswerter, als die didaktische Dichtung bereits im Verlauf des 18. Jahrhunderts als ‚unkünstlerisch’ abgewertet und aus systematischen Gründen vom Status einer Gattung ausgeschlossen worden ist. Goethe hielt es für „nicht zulässig, daß man zu den drei Dichtarten: der lyrischen, epischen und dramatischen, noch die didaktische hinzufüge“, und die literaturwissenschaftliche Gattungstheorie ist ihm darin bis heute weitgehend gefolgt. Die lehrhafte ‚Gattung’ entsprach jedoch nicht nur den Intentionen des nicht zuletzt ‚didaktischen’ Jahrhunderts der Aufklärung im 18. Jahrhundert, sondern schien auch einen besonderen Bezug zur deutschsprachigen Literatur zu unterhalten, wie Christoph Meiners in seinem Grundriß der Theorie und Geschichte der Schönen Wissenschaften von 1787 schrieb: „in der Lehr-Ode übertreffen die Teutschen durch Haller, Utz, Gleim, Hagedorn u. s. w. die Dichter aller übrigen Nationen.“ – Grund genug, dem Lehrgedicht als einer Didaktik in Versen Aufmerksamkeit zu schenken, deren prominenteste Beispiele freilich gerade auch außerhalb der deutschsprachigen Literatur liegen: Alexander Popes Essay on Man (1733-34) oder Voltaires Protest gegen das Erdbeben von Lissabon (Poème sur le désastre de Lissabon, 1756) zählen zu den markantesten Beispielen des Genres, die ebenfalls berücksichtigt werden sollen. Das stoffliche Spektrum der Lehrdichtung schließt dabei philosophische und theologische, anthropologische und moralische, aber auch naturwissenschaftliche (vgl. etwa Goethes Metamorphose der Pflanzen, 1799) Aspekte und Bestände des zeitgenössischen Wissens, der Erkenntnis und der Reflexion ein. Neben thematischen Aspekten geht es im Seminar auch um die prinzipielle Möglichkeit der (populären) Vermittlung von ‚Poesie’ und ‚Wissen’ – und um die Frage: Wie ist Literatur als Didaktik (und Didaktik als Literatur) möglich? Die zu besprechenden Texte werden zu Semesterbeginn im Seminarapparat als Reader (Kopiervorlage) zur Verfügung gestellt. Erwartet wird ein Interesse für (im weiteren Sinne) philosophische Fragestellungen. Lit. zur Einführung: Wilhelm Kühlmann: Lehrdichtung. In: Reallexikon der deutschen Literaturwissenschaft. Hg. von Klaus Weimar. Bd. 2. Berlin 2000, S. 393-397.

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Veranstaltungsdaten

Dozent(en)
Deupmann
Studiengang
Germanistik B.A.
SWS
2
Veranstaltungsart
Proseminar
Termin
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Zyklus
andere

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Sprache
Deutsch
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Dr. Christoph Deupmann
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