[13046] Literatur und Gewalt [3.1]

Gewalt gehört zu den stofflichen Ingredienzien der Literatur seit jeher: Die Ilias beginnt mit einem Gesang auf den Zorn des Achill, der in einem Akt beispielloser Grausamkeit gegen Hector mündet, und die Gattungsgeschichte der Tragödie ist im Ganzen ohne Gewalt nicht zu denken. Zugleich steht Literatur – als Form des prima facie gewaltlosen Austauschs sprachlicher Zeichen – auf der Seite einer befriedeten Ordnung oder Kultur. Literarische Texte eröffnen demnach Imaginationsräume von Gewalt-Phantasien, die zur Darstellung bringen, was eigentlich zum Ausgeschlossenen der Kultur, aber doch zur Realität der von Gewalt gesättigten Welt gehört. Der ästhetische Horizont wird dabei vom ‚Erhabenen’ bis zur Groteske der Gewalt ausgemessen. Literatur und Gewalt stehen demnach in einem spannungsträchtigen Verhältnis von Gegensätzlichkeit und Affinität, dem das Seminar anhand ausgewählter Textbeispiele vom 17. Jh. bis in die Gegenwart und mit Hilfe theoretischer Konzepte nachgehen will. Der literarische Parcours führt u.a. über Daniel Casper von Lohensteins barockes Folter-Drama Epicharis über Heinrich von Kleists Amazonen-Drama Penthesilea und seine Erzählung Der Findling, Kafkas In der Strafkolonie, Ernst Jüngers Kriegserinnerungen In Stahlgewittern bis zu Tom Staffels Roman Terrordrom. An theoretischen Ansätzen sollen kulturgeschichtliche (René Girard: Das Heilige und die Gewalt, Frankfurt/M. 31999 [1972]), sozialanthropologische (Wolfgang Sofsky: Traktat über die Gewalt, Frankfurt/M. 1996), ästhetisch-kulturwissenschaftliche (Karl Heinz Bohrer: Die Grenzen des Ästhetischen, München 1998) und medienästhetische (Susan Sontag: Das Leiden anderer betrachten, München 2003) Ansätze gemeinsam erarbeitet werden. Zur Einführung: Jürgen Nieraad: Die Spur der Gewalt. Zur Geschichte des Schrecklichen in der Literatur und ihrer Theorie. Lüneburg: zu Klampen 1994. – Rolf Grimminger (Hg.): Kunst – Macht – Gewalt. Der ästhetische Ort der Aggressivität. München: Fink 2000.

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Veranstaltungsdaten

Dozent(en)
Deupmann
Studiengang
Germanistik B.A.
SWS
2
Veranstaltungsart
Proseminar
Termin
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Zyklus
andere

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Sprache
Deutsch
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Dr. Christoph Deupmann
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64827