[5013023] Die ARD-Reihe Tatort als Mentalitätsgeschichte der Bunderepublik (1970-2010)

Die ARD-Reihe Tatort, seit 1970 als Serie in Einzelfolgen verschiedener Fernsehanstalten ausgestrahlt, repräsentiert den ‚wahren deutschen Gesellschaftsroman’ (Jochen Vogt 2005), denn es lässt sich zu ihr kein Gegenstück in der Literatur oder im Fernsehprogramm finden. Dies gelingt der Reihe u.a. auch deshalb, weil sie die förderalistische Ordnung der Bundesrepublik abbildet. Aufgrund ihrer Laufzeit kann man daran eine Mentalitätsgeschichte der Bundesrepublik und ihrer Regionen seit der Ära Willy Brand rekonstruieren. Das Seminar unternimmt diese Rekonstruktion durch die genauere Analyse berühmter und weniger bekannter Folgen aus den 1970er, 1980er, 1990er und schließlich den sog. Nuller-Jahren. Diese Einteilung nach Jahrzehnten hat sich als Gliederungsprinzip bewährt, denn mit den jeweils veränderten politischen und gesellschaftlichen Umständen schlagen sich darin neue Mentalitäten im Zeichen des je vorherrschenden Zeitgeists nieder. (Auf diese Ordnung beruft sich deshalb z.B. auch der Diskurs der Mode oder die Geschichte der Pop-Musik nach dem 2. Weltkrieg.) Neben den mentalitätsgeschichtlichen Beobachtungen interessieren darüber hinaus auch fernsehgeschichtliche Aspekte, weil auch der Tatort auf die Medienkonkurrenz der privaten Fernsehsender reagiert. So führt er Mitte der 1990er Jahre formal avancierte Darstellungsverfahren in den Fernsehkrimi ein, die cineastischen Ansprüchen und oder gar den Anforderungen des Auteur-Kinos (man denke dabei an die Rolle von Dominik Graf) genügen will. Die Auswahl der behandelten Folgen orientiert sich an der Monographie von Dennis Gräf, weil diese den Anspruch erhebt, den Tatort als populäres Archiv für Zeitverhältnisse zu beschreiben. Im Seminar sollen die Einsichten von Gräf mit eigenen Beobachtungen konfrontiert werden: Dennis Gräf: Tatort. Ein populäres Medium als kultureller Speicher, Marburg 2010. Jochen Vogt: Tatort – der wahre deutsche Gesellschaftsroman. Eine Projektskizze. In: MedienMorde. Krimis intermedial, hrsg. v. Jochen Vogt. München: Fink 2005, S. 111-129.

Allgemeine Informationen

Wichtige Informationen
(6.1) LA alt, LA neu (HF/EF): VM NdL Litgesch2, VM KTM

Veranstaltungsdaten

Dozent(en)
Scherer
SWS
2
Start
13. Apr 2011
Veranstaltungsart
Hauptseminar
Ort
Raum 016, Geb. 30.91
Termin
Mittwoch, 09:45 - 11:15 Uhr
Zyklus
wöchtl.

Allgemein

Sprache
Deutsch
Copyright
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Prof. Dr. Stefan Scherer

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151001