[13045] Medea: (Dramatische) Mythos-Adaptationen seit der Aufklärung [6.1]
Die mythische Gestalt der Kindsmörderin Medea ist nicht nur heutigen Massenmedien eine effiziente ‚Deutungshilfe’ bei einschlägigen Kriminalfällen. Seit der Antike reizt sie auch die abendländischen Künste zu immer neuen Adaptionen, zu Um- und Neudeutungen ihres eigenen Falls. So auch in der deutschsprachigen Literatur seit der ‚Sattelzeit’ (Koselleck), in der Staatsräson (Bevölkerungspolitik!), eine neue (vergeschlechtlichte) Anthropologie sowie die Aufwertung von Kindheit, Emotionalität und familialer Intimität zu einem besonderen Interesse an der Kindsmordthematik und deren mythologischer Codierung führten. Die so entstandenen Tragödien bilden zusammen mit den antiken und französischen Dramen von Euripides, Ovid, Seneca, Corneille u. a. eine leistungsstarke intertextuelle Folie noch für Mythenreprisen des 20. Jahrhunderts [...]