5013025 – Ökokrieger*innen und ihre Techniken in zeitgenössischer speculative fiction

In ihrer weltweit erfolgreichen Erzählung The handmaid‘s tale / Der Bericht der Magd (1985/ 1987)hat Margaret Atwood bereits vor Jahrzehnten von der systematischen Unterdrückung und Ausbeutung der Frauen in einer dystopischen Gesellschaft erzählt, die sich von unserer vor allem darin unterscheidet, dass die meisten Frauen unfruchtbar geworden sind und die Menschheit Nachwuchsschwierigkeiten hat. Für solche Szenarien, die den uns vertrauten Status quo um nur wenige Nuancen weiterdrehen und deren Öko-Dystopien uns deshalb sehr überzeugend scheinen, schlägt die Autorin selbst den Begriff der speculative fiction vor. Diese Art von Fiktion grenzt sie ab von der klassischen science fiction, die immer auch auf technischen Innovationen basiert und meist schwer vorstellbare oder temporal und lokal weit entfernte Welten entwirft.  In unserem Seminar erörtern wir aktuelle Beispiele aus dem Bereich der speculative fiction und diskutieren dabei insbesondere die Frauenfiguren, die oftmals mit neuen Werkzeugen, Fähigkeiten und Verantwortungen ausgestattet werden, wie beispielsweise in The end of men (2021) von Christina Sweeney-Baird, in The men(2022) von Sanda Newmans, in Waffenwetter (2007) von Dietmar Dath, in der Graphic Novel Endzeit (2018) von Olivia Vieweg oder in Bina Shahs Die Geschichte der schweigenden Frauen (2019). Neben genretheoretischen Auseinandersetzungen werden wir uns auch mit dem Konzept der ‚Konvivialität‘ auseinandersetzen, das Ivan Illich in seiner derzeit wieder vielfach beachteten Studie Eine politische Kritik der Technik bereits 1975 das erste Mal vorgestellt hat. Illich schlägt hier auch einen spezifischen Werkzeugbegriff vor, den wir kritisch durchleuchten und auf seine interpretatorische Anwendbarkeit für unsere Lektüren prüfen werden. Studierende lernen in diesem Seminar, wie sie sich einer populären Gattung theoretisch nähern können, welche Dualismen (etwa Kultur vs. Natur, Weiblich vs. Männlich, Gewalt vs. Diplomatie) hier aktualisiert werden und üben sich darin, die gesellschaftstheoretischen Reflexionen und Kommentare innerhalb dieser Texte zu dechiffrieren und kritisch zu diskutieren. Leistungserwerb: Wissenschaftliche Hausarbeit (NdL I)  

Veranstaltungsdaten

Dozent(en)
Sennefelder
Abschluß
Bachelor
Veranstaltungsart
Proseminar
Ort
Geb. 10.50 Raum 701.3
Termin
Do, 14-15.30 Uhr
Zyklus
wöchtl.

Zusammenfassung

In ihrer weltweit erfolgreichen Erzählung The handmaid‘s tale / Der Bericht der Magd (1985/ 1987)hat Margaret Atwood bereits vor Jahrzehnten von der systematischen Unterdrückung und Ausbeutung der Frauen in einer dystopischen Gesellschaft erzählt, die sich von unserer vor allem darin unterscheidet, dass die meisten Frauen unfruchtbar geworden sind und die Menschheit Nachwuchsschwierigkeiten hat. Für solche Szenarien, die den uns vertrauten Status quo um nur wenige Nuancen weiterdrehen und deren Öko-Dystopien uns deshalb sehr überzeugend scheinen, schlägt die Autorin selbst den Begriff der speculative fiction vor. Diese Art von Fiktion grenzt sie ab von der klassischen science fiction, die immer auch auf technischen Innovationen basiert und meist schwer vorstellbare oder temporal und lokal weit entfernte Welten entwirft.  In unserem Seminar erörtern wir aktuelle Beispiele aus dem Bereich der speculative fiction und diskutieren dabei insbesondere die Frauenfiguren, die oftmals mit neuen Werkzeugen, Fähigkeiten und Verantwortungen ausgestattet werden, wie beispielsweise in The end of men (2021) von Christina Sweeney-Baird, in The men(2022) von Sanda Newmans, in Waffenwetter (2007) von Dietmar Dath, in der Graphic Novel Endzeit (2018) von Olivia Vieweg oder in Bina Shahs Die Geschichte der schweigenden Frauen (2019).

Neben genretheoretischen Auseinandersetzungen werden wir uns auch mit dem Konzept der ‚Konvivialität‘ auseinandersetzen, das Ivan Illich in seiner derzeit wieder vielfach beachteten Studie Eine politische Kritik der Technik bereits 1975 das erste Mal vorgestellt hat. Illich schlägt hier auch einen spezifischen Werkzeugbegriff vor, den wir kritisch durchleuchten und auf seine interpretatorische Anwendbarkeit für unsere Lektüren prüfen werden. Studierende lernen in diesem Seminar, wie sie sich einer populären Gattung theoretisch nähern können, welche Dualismen (etwa Kultur vs. Natur, Weiblich vs. Männlich, Gewalt vs. Diplomatie) hier aktualisiert werden und üben sich darin, die gesellschaftstheoretischen Reflexionen und Kommentare innerhalb dieser Texte zu dechiffrieren und kritisch zu diskutieren.

Leistungserwerb: Wissenschaftliche Hausarbeit (NdL I)

 

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