5014521 - Medientheorie: Wissensmedien [DigMed] - für MASTER
Die Medienwissenschaft und die Wissenschaftstheorie haben in den letzten Jahren die Aufmerksamkeit verstärkt auf den medialen Charakter des Wissens gerichtet. Fasst man unter ‚Medien‘ in einem erweiterten Verständnis Sprache, Schrift, Bild und Zahl sowie die hierauf aufbauenden modernen Speicher- und Vermittlungstechnologien, dann kann Wissen nicht außerhalb von Medien existieren. Zugleich legen Medien dem durch sie gespeicherten, vermittelten oder auch erst genuin produzierten Wissen jeweils ihre eigenen Logiken auf: Das Wissen, das in einer oralen Kultur zirkuliert und von Generation zu Generation mündlich weitergegeben wird, ist ein anderes als das Wissen einer Schriftkultur, welches sich von der Bindung an das menschliche Gedächtnis löst und in externe Speicher- und Verbreitungsmedien ausgelagert wird. Das Wissen, das das Zeitalter der Typographie im Europa des 15. bis 19. Jahrhunderts hervorgebracht hat, unterscheidet sich wiederum grundlegend vom Wissen im Zeitalter der elektronischen und digitalen Medien, in welchem erstmals auch digitale Algorithmen Informationen prozessieren und Wissen organisieren und vormalige epistemische Ordnungen somit durcheinandergeraten.
Das Seminar behandelt die Frage nach Medien als Möglichkeitsbedingungen von Wissen und untersucht Transformationen des Wissens in Relation zum Medienwandel. Unter Zugrundelegung eines weitgefassten Medienbegriffs werden sowohl die ‚alten‘ analogen als auch besonders die ‚neuen‘ digitalen Medien in den Blick genommen: Algorithmus, (digitales) Archiv, Bild, Datenbank, Enzyklopädie, Erzählung, Fotografie, Film, Internet, Soziale Medien und Webvideos bilden, unter bewusstem Verzicht auf die Konstruktion einer historischen Folge einander ablösender ‚Leitmedien‘ des Wissens, einzelne Themenschwerpunkte des Seminars.
Die Seminarsitzungen bestehen jeweils aus einem einführenden Theorieteil und einem medienanalytischen Teil. Im Theorieteil lesen und diskutieren wir ausgewählte Theorietexte (ein Reader wird auf ILIAS bereitgestellt). Im anschließenden medienanalytischen Teil übernehmen die TeilnehmerInnen jeweils ein Referat zu einem frei gewählten Praxisbeispiel, anhand dessen auch theoretische Aspekte des Themas vertieft werden sollen.
Scheinerwerb: Einen benoteten Schein über 6 ECTS-Punkte erhalten die TeilnehmerInnen für die Übernahme eines Referats (ca. 30 Min., inklusive Folien oder Handout) sowie eine schriftliche Hausarbeit im Umfang von ca. 20 Seiten. Die Hausarbeit kann das Referatsthema weiterentwickeln, nach Absprache kann jedoch auch ein anderes Thema aus dem Forschungsfeld Wissensmedien gewählt werden.