[13103] Medialität und mediale Zäsuren in der Vormoderne: Phänomene, Folgen, Resistenzen (SKM) [HF 5.2]

Sprach-, Kommunikations- und Mediengeschichte

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Syllabus


Das Seminar widmet sich medialen Wandelprozessen in der unter dieser Perspektive meist wenig wahrgenommenen Epoche bis zur Erfindung des Buchdrucks. Aktualität besitzt das Thema nicht zuletzt seit Vilém Flussers These, daß die Gegenwart medien- und kommunikationstypologisch eine 'Mediaevalisierung' erlebe, mithin zu Verhältnissen zurücktendiere, die durch Buchdruck und Alphabetisierung nur ausnahmehaft durch- und unterbrochen worden seien - eine These übrigens, die durch Befunde zur 'Rückkehr der Vormoderne' auf anderen Feldern, etwa dem der Entstaatlichung des Kriegs, bemerkenswert flankiert wird.

Nicht nur und nicht primär mit Blick auf die Gegenwart soll das Thema betrachtet werden, sondern es gilt, frühere Medienzäsuren für sich und aus ihrer Zeit heraus wahrzunehmen. Erst dann können sie als historisches 'Reservoir' des Umgangs mit medialen Veränderungen auch den Mediendiskurs der Gegenwart kulturhistorisch bereichern (und ggf. relativieren), der allzu häufig von ahistorischer Verengung und Selbstreferenzialität geprägt ist. Daß beispielsweise medialer Wandel von enthusiastischer Anverwandlung über nüchterne Akzeptanz bis zu pragmatisch oder ideologisch begründeter Ablehnung ein weites Spektrum an Reaktionen evoziert, ist keineswegs erst ein Phänomen unserer Tage.

Thematische Aspekte (und mögliche Referatthemen) sind:

- Vom Körpergedächtnis zum Schriftgedächtnis: Oralität und Schriftlichkeit in Antike und frühem Mittelalter; die 'sakrale' Aura von Schrift und Buch im frühen Mittelalter

- Trägermedien: Bote und Brief; Rotulus (Schriftrolle) und Kodex (Buch); Papyrus, Pergament und Papier

- Sprache und Form als 'Medium': Wege der Volkssprache zur Schriftlichkeit (8./9.Jh.); ihr sukzessives Vordringen in die Reviere des Lateins (seit 12./13.Jh.); Übergang vom Vers zur Prosa (ggf. auch vom Stabreim zum Endreim)

- Rezeptionswandel: Hören und Lesen; Lesen und Sehen (Text-Bild-Intermedialität)

- Institutionen und Wegbereiter vormodernen Medienwandels: Kloster - Hof - Stadt; Schule - Universität; Alphabetisierung und spätmittelalterliche 'Literaturexplosion'

- Manuskriptkultur und Buchkultur: Von Lauber zu Gutenberg - Handschriftenwerkstätten als Vorstufe des Buchdrucks?; Gutenbergs Erfindung; Entstehung und Entfaltung des Buchmarkts; Widerstände (exemplarisch etwa an Trithemius).

Einführende Literatur:

Faulstich, Werner: Medien und Öffentlichkeit im Mittelalter. 800 - 1400. Göttingen 1996 (Geschichte der Medien 2).

Wenzel, Horst: Mediengeschichte vor und nach Gutenberg. Darmstadt, 2007.

Röcke, Werner: Hansers Sozialgeschichte der deutschen Literatur 1: Die Literatur im Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit. München 2004.



Scheinvoraussetzungen: regelmäßige Teilnahme, Referat und Ausarbeitung; Themen sind im Regelfall schon in den Feriensprechstunden zu vereinbaren!

Veranstaltungsdaten

Dozent(en)
Herweg
SWS
2
Start
27. Oct 2008
Veranstaltungsart
Hauptseminar
Ort
Eiermann-HS, Geb. 20.40
Termin
Montag, 14:00 - 15:30 Uhr
Zyklus
wöchtl.

General

Language
German
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PD Dr. Matthias Herweg
E-Mail
mathias.herweg@litwiss.uni-karlsruhe.de

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Unlimited
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