Setzt man den Beginn der Wiener Moderne um 1890 an, dann gibt es für Schnitzler gegenüber den anderen relevanten Autoren dieser Gruppierung (Hofmannsthal und Beer-Hofmann, bereits nachrangig Andrian und Salten neben ihrem Propagandisten Bahr) einen gewichtigen Unterschied: Schnitzler beginnt mit dem Schreiben bereits vor diesem Neueinsatz, der den Anschluss der deutschsprachigen Literatur an internationale Entwicklungen des europäischen Ästhetizismus markiert. Rekonstruiert werden soll daher der Übergang der Moderne an Schnitzlers frühen Prosatexten der 1880er Jahre bis 1893: von den noch durchaus naturalistischen Erzählungen wie etwa Reichtum (1889) über Sterben (als der ersten von Schnitzler selbst akzeptierten Erzählung) bis zur bislang kaum beachteten Prosaskizze Spaziergang von 1893. Hier lässt Schnitzler seine Autoren-Kollegen aus dem Griensteidl-Kreis (Hofmannsthal, Beer-Hofmann, Bahr) verschlüsselt deren Poetologien besprechen, so dass er sich in der Figur des Fritz selbst in der Gruppe des Jungen Wien positionieren kann. Insbesondere an der intertextuellen Konstellation mit Beer-Hofmanns frühen Novellen (1891, 1893) ist zu beobachten, wie er in dieser Zeit die ‚Verinnerung’ des Erzählens bis zum durchgeführten Inneren Monolog in Leutnant Gustl (1900) entwickelt. Den printmedialen und literarhistorischen Ort in diesem Übergang der Moderne sollen Beobachtungen zu den Positionierungsstrategien Schnitzlers im Feld der Literatur- und Kulturzeitschriften (Moderne Rundschau, Neue deutsche Rundschau) und Vergleiche mit Detlev von Liliencrons Prosaskizzen, Arno Holz’/Johannes Schlafs ‚Berliner Studien’ und Hermanns Bahrs Roman Die gute Schule (allesamt im 1. Jg. der Freien Bühne für modernes Leben) beleuchten.Ein genauer Seminarplan wird spätestens kurz vor Beginn der Vorlesungszeit in ILIAS eingestellt sein. Referatübernahmen sind aber bereits jetzt im Blick auf die genannten Texte per email oder in den Feriensprechstunden möglich.Grundlagenliteratur zum epochalen Übergang der Moderne:Peter Sprengel: Geschichte der deutschsprachigen Literatur 1870-1900. Von der Reichsgründung bis zur Jahrhundertwende, München 1998. Einführende Literatur zum frühen Schnitzler: Michaela L. Perlmann: Arthur Schnitzler, Stuttgart 1987.Reinhard Urbach: Schnitzler-Kommentar zu den erzählenden Schriften und dramatischen Werken, München 1974.Arthur Schnitzler, Text + Kritik 138/189 (1998) [hier ausführliche Bibliographie 1982-1997 in Fortsetzung älterer Bibliographien]Aktuelle Bibliographie:
http://portal.uni-freiburg.de/ndl/personen/achimaurnhammer/schnitzlerarchiv.html/bibliographie