Kursprogramm
Den mediävistischen Filmkreis CineMA gibt es wieder im Sommersemester 2023.
Das Rahmenthema diesmal ist Unterwegssein. Der Mensch ist ein 'homo viator': Er ist oft, manche fast ständig unterwegs – von Termin zu Termin, von sich zu Anderen, von A nach B, von gestern nach morgen. Zeit und Raum, buchstäbliche und übertragene Sinnbezüge verbinden sich im Bild vom Unterwegssein.
Wir wollen es zunächst ganz buchstäblich nehmen: Unterwegssein zwischen zwei Orten, wobei das 'Zwischen' das Entscheidende ist. Mal ist es spontan, mal lange geplant, mal mit, mal ohne Ziel ('aufs Geratewohl'), mal in eigener, oft in fremder Sache; mal ist es eine Reise in die Fremde, mal führt sie aus ihr in die Heimat zurück.
In mittelalterlichen Stoffen und Texten tummeln sich 'Unterwegsseiende': Artusritter und Kreuzfahrer, Entdecker und Eroberer, Unterwelt- und Anderweltreisende, Fahrende und Flüchtende. Die gleichen Typen bevölkern auch den frühen und den postmodernen Film – der Tramp ist als Typus, das Road-Movie als Genre seit Buster Keaton und Charles Chaplin etabliert.
In dieser CineMA-Etappe soll es bewusst weniger um Ziele, Missionen und Aufträge gehen als um das Unterwegssein als solches, nämlich den Zustand der Unsicherheit, der Suche (mediävistisch: Queste), der Hoffnung und Angst, der jeden Reisenden begleitet. Reisen über Land, Meer und durch die Lüfte (auch das bereits mittelalterlich) waren und sind mit Risiken verbunden, Erfolg oder abruptes Ende sind offen. Als Herzog Ernst um 1200, Kolumbus um 1500 oder die Reisenden auf der Titanic 1912 aufbrachen, wussten sie nicht, wann, wo – und ob überhaupt ihr Unterwegssein enden würde.
Poetiken, Profile und Typologien des Reisens und des/der Reisenden sind seit dem Mittelalter erstaunlich konstant geblieben. Das Gleiche gilt für die Gründe, warum jemand loszieht: Begegnung, Erfahrung, Suche und Entdeckung, Heilung, Flucht und Vertreibung. Verändert haben sich die Mittel und Techniken, die Risiken und Haltungen zum 'Unterwegs'. In allen Medien und Epochen aber ist das Thema hochproduktiv, und wie immer geht es in CineMA um die vielen Nähen im scheinbar so Fernen, um Kontinuitäten und anthropologische Konstanten, die uns heute noch mit uralten Stoffen und Menschen verbinden. Indem wir filmisch ins Mittelalter (oder in die Antike) reisen, bleiben wir so stets wir selbst – und bei uns selbst.
Die Veranstaltung ist als offenes Event für alle Studiengänge und Interessierten angelegt. Die Filme werden von allen Teilnehmenden in der ersten Sitzung ausgewählt.
Filmprogramm und Termine werden in der ersten Sitzung besprochen.
Es können auf Wunsch qualifizierte Scheine erworben werden, Themenvergabe vor Semesterbeginn!
Lit. zur Einführung und Orientierung:
Kiening, Christian/Adolf, Heinrich (Hg.): Mittelalter im Film, Berlin u. a. 2006. – Meier, Mischa/Slanička, Simona (Hgg.): Antike und Mittelalter im Film. Konstruktion – Dokumentation – Projektion. Köln u.a. 2007.
Studienleistung: Kurzreferat mit Exposé (nach Maßgabe des MHB; nähere Hinweise in der ersten Sitzung).
Anmeldung: Bitte melden Sie sich über ILIAS und CMS für das Seminar an.